Die sich selbst verschlingende Gewalt Grundsätzliche Gedanken zu einem global-menschlichen Phänomen mit mediävistischen Perspektiven auf Wernhers des Gaertenære Helmbrecht und Heinrich Wittenwilers Ring
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no hayResumen
Gewalt ist ein Phänomen, das die menschliche Gesellschaft von frühester Zeit bis heute charakterisiert hat. Heute mö gen wir zwar einen höheren Grad an Sensitivität hinsichtlich der gefährlichen Konsequenzen von Gewalt besitzen und haben daher auch damit begonnen, die spezifischen Probleme im Detail zu studieren. Trotzdem trifft zu, daß bereits mittelalterliche Dichter den ersten Schritt unternommen hatten, um eine Lösung für Gewalt zu finden. Dieser Aufsatz untersucht zwei wichtige repr äsentative Werke, Wernhers des Gartenære Helmbrecht und Der Ring des Konstanzer Notars Heinrich Wittenwiler. Mehrere wichtige Aspekte lassen sich beobachten, die die Relevanz dieser zwei Texte für die moderne Diskussion über Gewalt offenlegen. Einerseits erweist sich Gewalt als ein prozessualer Ersatz, um andere Bed ürfnisse zu erfüllen, wie soziale Anerkennung, materieller Reichtum und Selbstbestätigung. Andererseits fällt aber Gewalt auf sich selbst zurück und verschlingt die Verantwortlichen, weil die Gesellschaft insgesamt nicht ohne ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Gewalt und Recht überleben kann, besonders nicht, wenn Gewalt die eigenen Mitglieder betrifft. Noch bedeutsamer dürfte aber sein, daß Gewalt aus einer eng begrenzten Quelle entsteht und am Ende in sich wieder zusammenfällt, wenn die Energie erschöpft ist. Wittenwilers Ring demonstriert dies eindringlich weil die Gewalt, die während der Hochzeitsfeier ausbricht, am Ende die ganze Bevölkerung von Lappenhausen verschlingt, womit Gewalt auch aufhört. Die Gewaltmaßnahmen Helmbrechts beweisen sich dagegen das als Resultat individueller Handlungen, aber auch er scheitert gänzlich und stirbt. Beide Dichter präsentieren außerdem eine noch andere, eher simple Erklärung für die Entwicklung von Gewalt, nämlich menschliche Ignoranz, Dummheit, Kurzsichtigkeit und Arroganz. Trotz all der guten Lehren mißachten im Ring die Übeltäter die Ratschläge der anderen und folgen allein ihren eigenen
Trieben und Bedürfnissen, was sie letztlich zu ihrem eigenen Tod führt. In Wittenwilers Werk überlebt allein der männliche Protagonist und zieht sich als Einsiedler in den Schwarzwald zurück. Sicherlich trifft nicht zu, daß Gewalt von selbst an ein Ende kommen wird, aber es besteht doch die Hoffnung daß jegliche Gewalt automatisch Gegengewalt seitens der Gesellschaft hervorruft, was dann bedeutet, daß sich Gewalt nicht unbeschränkt selbst behaupten kann.
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